Die Idee reifte bereits seit vielen Monaten: Der Vorstand wollte die vom Verein unterstützte Schule in Manaus besuchen und sich ein Bild vor Ort über deren Arbeit verschaffen. Ende November reisten also Florine, Käthy zusammen mit Hans-Christian, Verena und Mena nach Manaus.

Der Empfang am Flughafen in Manaus-

Am Flughafen wurden wir von der Schulleiterin Maria, ihrer Familie und einigen Lehrerinnen herzlich empfangen – die gegenseitige Freude war gross und die Welcome-Plakate und Umarmungen berührend. Am nächsten Tag, einem Sonntag, luden wir die Lehrerinnen mit ihren Familien zu einem Ausflug nach Presidente Figueiredo ein: Dieses Flussbad inmitten von Amazonien ist ein beliebter Ausflugsort und ein Anziehungspunkt für viele Manauaras: Man sitzt gemeinsam im kühlen Fluss, spielt und plaudert, trinkt und isst Mitgebrachtes und freut sich auf das Entkommen aus der lauten und anstrengenden Stadt. Alle genossen unsere Einladung und die Abwechslung sehr, da sie sich die Kosten für einen solchen Ausflug nicht leisten könnten.

Flussbad in Presidente Figueiredo

Am Montagmorgen war es endlich soweit: Unser Besuch der AFA in einem Armenviertel (Favela) von Manaus. Die Kinder, die hierherkommen, werden zusätzlich zur regulären, staatlichen Schule gefördert. Dabei geht es nicht nur um die Vertiefung von Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Im gemeinsamen Singen, Tanzen, Spielen und Essen werden Grundwerte wie z.B. Respekt, Fairness oder Gerechtigkeit gelebt und vermittelt. Mit den älteren Kindern und Jugendlichen werden in monatlichen Themenkreisen Dinge wie z.B. Umwelt, Entwicklung, Hygiene, Sexualität oder Gemeinschaft diskutiert. Die Eltern, welche ihre Kinder hierher bringen, müssen einen Kontrakt unterzeichnen, in welchem sie sich u. a. verpflichten, ihre Kinder regelmässig in die AFA zu schicken – Verbindlichkeit und Pünktlichkeit bedeuten für viele Menschen hier bereits eine Herausforderung.

Empfang in der Schule am Montagmorgen.

Am Nachmittag mischten wir uns bei jeder Klasse unter die Schüler, beobachteten den Unterricht oder nahmen zum Vergnügen der Kinder an Geschicklichkeits-Aktivitäten teil, die sie zum Teil besser bewältigten als wir „Alten“. Wir waren beeindruckt von der kompetenten Unterrichtsgestaltung durch die Lehrerinnen und von der liebevollen und fröhlichen Art, wie sie mit den Kindern umgingen. Man spürte gut, dass die Kinder gerne hierherkommen und sich wohlfühlen. Dabei sind seitens der Lehrerinnen nicht nur pädagogische Fähigkeiten gefragt, sondern vor allem viel Einfühlungsvermögen und Wissen um die sozialen Verhältnisse, aus denen die Kinder kommen: Es gibt Kinder, die sich am Morgen kaum konzentrieren können, weil sie nichts gegessen haben und das gute, nährende Morgenessen ermöglicht ihnen erst eine aktive Teilnahme am Unterricht.

Im Unterricht

Die Lehrerinnen machen sich durch regelmässige Hausbesuche ein Bild über die Lebensumstände der Kinder. Diese Sozialarbeit ist ein wichtiger Aspekt der AFA: Viele dieser Kinder kennen keine eigentliche Kernfamilie, wo sie mit Vater, Mutter und Geschwistern leben, sondern sie leben zusammen mit Halbgeschwistern (von unbekannten Vätern) und der Mutter oder sie werden von Grosseltern oder Nachbarn betreut. Wir durften zwei Familien besuchen. Am einen Ort lebten in dem gemeinsamen Gebäude aus unverputzten, löchrigen Mauern und Wellblechdach etwa 18 Menschen, drei junge Frauen und ihre Männer sowie eine grössere Anzahl Kinder. Trotz der offensichtlichen Armut wirkte die Unterkunft sauber und aufgeräumt. Am anderen Ort dagegen – einer löchrigen Bretterhütte – war die offensichtliche Armut, das Elend, die Unordnung und der Dreck, in dem uns der Grossvater und seine kleine Enkelin mit verlausten Haaren empfingen, so bedrückend, dass wir alle still wurden.

Familienbesuch Nr.1
Familienbesuch Nr. 2

Mehr als nur positiv überrascht und beeindruckt waren wir in der AFA von der Sauberkeit und Ordnung in allen Räumlichkeiten des einfachen, zweigeschossigen Gebäudes mit vier Klassenzimmern, Aufenthaltsraum, Küche und Nähwerkstatt. Noch viel mehr beeindruckt hat uns jedoch die qualitativ gute Arbeit der Lehrerinnen und Helfer: Dieser Ort ist für viele Kinder eine Art Oase. Er ermöglicht ihnen wochentags wenigstens während ein paar Stunden eine Umgebung und Beschäftigung, welche von Wohlwollen, Interesse, Respekt und Liebe geprägt ist und sie so auf ihrem Weg in eine hoffentlich bessere Zukunft unterstützt. Dass in vielen dieser Kinder ungeahntes Potenzial schlummert, sahen wir am letzten Abend unseres Besuchs: Im Gemeinschaftsraum auf dem Dach der AFA gab es ein grosses Fest, wo alle Eltern mit ihren weiteren Kindern eingeladen waren. Die AFA-Kinder und -Jugendlichen zeigten in vielen, kurzen Darbietungen ihre tänzerischen, schauspielerischen oder sportlichen Fähigkeiten. Auch der Grossvater vom Vortag war mit seiner Enkelin gekommen – sie hatte frisch gewaschene Haare mit zwei rosa Schleifen verziert…

Vorführung am Weihnachtsfest

Der Besuch der AFA war für uns alle sehr wertvoll, konnten wir uns doch ein persönliches Bild der Situation in dieser Favela machen, wo täglich rund 170 Kinder und Jugendliche wertvolle, schulergänzende Werte vermittelt erhalten. Einen Dank möchten wir auch Maria, der Schulleiterin, den Lehrerinnen und allen Helfern aussprechen, die unter herausforderungsreichen Bedingungen mit viel Freude und Achtsamkeit die jungen Menschen unterstützen.

AFA verdient unsere Unterstützung – es ist ein sinnvolles Förderprojekt für Kinder und Jugendliche.

Bericht von Käthy Angele, Manuela Pretto und Verena Biedermann